Vor ziemlich genau einem Jahr startete ich beruflich
recht optimistisch. Ich hatte eine Mitarbeiterin gefunden (http://duke-im-netz.blogspot.de/2013/01/bewerbungen.html)
, hatte den Eindruck, sie würde sich bemühen, und war daher zuversichtlich,
dass beruflich alles in geordneten Bahnen verlaufen könnte. Die Aufgaben von
Frau P. waren eigentlich recht einfach für jemanden, der ausgebildete
Wirtschaftsassistentin mit Kenntnissen von Office 2010 ist. Sie sollte
Telefonate entgegennehmen, Kontoauszüge verbuchen nach genauen Vorgaben, und
die Ablage machen. Langfristig hatte ich an weitere Aufgaben gedacht, wie zum
Beispiel die Übernahme des Mahnwesens – verbunden mit einer Gehaltserhöhung.
Einiges ging schief. Ich dachte, es müsse an mir liegen,
vielleicht hatte ich mich ungenau ausgedrückt.
Möglicherweise ging ich auch zu sehr von mir aus. Ich
hatte in meinem Leben schon viele Jobs, gerade in der Ausbildung war ich
gezwungen, nebenbei etwas dazuzuverdienen und machte allerlei. Immer
sorgfältig, behaupte ich mal, und das erwarte ich eigentlich auch von anderen.
Eine Kundin rief an und fragten, ob der Betrag xy
eingegangen sei. Laut der von Frau P. bearbeiteten Datei war er das nicht. Ich
schaute sicherheitshalber direkt bei den Kontoauszügen nach – das Geld war
eingegangen, aber nicht verbucht. Frau P. hatte ein ganzes Blatt übersehen. Das
kam erschreckend oft vor und führte zu einigen Problemen.
Wenn die Ablage gemacht und die Auszüge verbucht waren, also
im letzten Drittel des Monats, hatte Frau P. Leerlauf. Ich bat sie, nicht
SCHNELL zu arbeiten, sondern bittebitte SORGFÄLTIG. Es brachte nichts, sie
machte viele Fehler.
Da sie laut Zeugnis fit sein sollte mit Office 2010, bat
ich sie, Serienbriefe vorzubereiten. Ich bin nämlich KEINE gelernte
Bürofachfrau und kann das bisher nur mit Office 2000. Freundliches Lächeln –
eigentlich könne sie das gar nicht. Schulterzucken, Pech gehabt.
Ihre Arbeitszeiten hatte ich an die Abholzeiten ihrer
Kinder angepasst, Ende 11.30 Uhr statt 12.00 Uhr. Frauen müssen zusammenhalten.
Um die nicht geleistete, aber bezahlte Zeit reinzuarbeiten, durfte sie die
Versammlungsprotokolle daheim nach Diktat abtippen. Häufig schrieb sie dabei
ganze Sätze doppelt und bemerkte es nicht. Namen waren falsch geschrieben trotz
Vorlage. Darauf angesprochen, lächelte sie freundlich und meinte, wenn es mir
wichtig sei, würde sie künftig die Texte nach dem Tippen nochmals durchlesen.
Selbstverständlich hatte sie einen offiziellen
Arbeitsvertrag, obwohl sie nur Minijobberin war, natürlich bezahlte ich ihr
sechs Wochen Urlaub, bezahlte ihre Stunden, wenn ein Feiertag an dem eigentlichen
Arbeitstag war, und war stets flexibel, wenn eine Schulveranstaltung ihr Kommen
verhinderte.
Zu den Kunden war sie freundlich. Sie kam morgens auf die
Minute, ging pünktlichst heim, aber sie war anwesend. Ein einziges Mal bat ich sie,
an einem anderen Tag zu kommen, weil ein Termin mich beanspruchen würde. Der
Arbeitsvertrag gibt das her, jeder andere Chef hätte einfach nur angeordnet.
Ich habe gebeten – und eine Abfuhr kassiert. Die Schwiegermutter habe
Geburtstag, da könne sie nicht morgens arbeiten.
Der Hagel im Juli wirbelte bei allen Beteiligten den
gesamten Betrieb durcheinander. Notbetrieb, Chaos, Dauertelefonate, all das
führte dazu, dass Frau P. weitgehend frei und unkontrolliert vor sich
hinarbeiten konnte. Ich hatte keine Zeit, sie zu kontrollieren.
Ab Oktober prüfte ich die Buchungen im Hinblick auf die
kommende Jahresabrechnung. Und stellte fest, dass Frau P. unglaublich
nachlässig gearbeitet hatte. Fehler passieren, auch mir, aber in dieser Menge,
wenn man keine weiteren Aufgaben sonst hat, darf das nicht sein. Ich führte ein
ernstes Gespräch mit ihr. Sie war traurig und versprach, sich zu bemühen.
Im Herbst zog ich in ein größeres Büro um. Hier haben wir
mehr Platz, es gibt einen zweiten Raum für’s Archiv und die Option auf einen dritten
Raum. In weiser Voraussicht bar ich Frau P. gleich gar nicht um Hilfe beim
Umzug.
Hier arbeite ich jetzt (der Boden ist nicht beige, sondern weiß mit grau, das sieht man nicht so gut):
Am ersten regulären Arbeitstag nach dem Jahreswechsel
fand ich den Büroschlüssel in meinem Briefkasten, zusammen mit einem
Kündigungsschreiben, datiert vom 30.12.2013: Frau P. kündigte „zum 31.12.2013“,
weil sie eine andere Stelle habe, und bedankte sich für meine stets sehr
freundliche Art. Ich möge ihr doch bitte ein Zeugnis schreiben.
Ich bin froh, dass sie weg ist. Es ist für mich nicht
nachvollziehbar, wie man so gleichgültig und schlicht im Denken sein kann. Während der Weihnachtszeit hatte ich lange darüber nachgedacht, dass die Zusammenarbeit so keinen Sinn macht. Es
ist blöd, gerade zur Abrechnungszeit keine Mitarbeiterin zu haben. Auch wenn
ihr Aufgabengebiet eher einfach war – machen muss man es, und es kostet Zeit.
Inzwischen habe ich wieder jemanden gefunden und hoffe,
dass das klappt. Es gab viele Bewerbungen, aber diesmal waren einige gute Leute
dabei und die Auswahl eher schwierig.
1 Kommentar:
So etwas nervt. Und meine Hypothese (die es zu überprüfen gälte) lautet, dass Mitarbeiterinnen Teilzeitjobs teilweise dann nicht besonders ernst nehmen, wenn sie auf dieses Geld nicht angewiesen sind, also der Meinung sind, genau so gut zu Hause bleiben zu können. Das hört sich fies, blöd und gemein an - ist aber auch eine Ausgeburt dieses deutschen Steuersystems, das Alleinverdienerehen subventioniert. Ich wünsche mehr Erfolg bei der nächsten Mitarbeiterin!
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